Ausflug zum „Maison des esclaves“ und nach Togoville (05.10.24)
- leaintogo
- 24. Nov. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Apr.
Heute Morgen gegen 8 Uhr sind wir (drei Freiwillige von meiner Organisation & ich) gemeinsam mit drei togoischen Freiwilligen nach Agbodrafo (ca. 50km von unserer Wohnung entfernt) gefahren. Dort haben wir das „Maison des esclaves“ („Sklavenhaus“) im Rahmen einer kleinen Führung besichtigt. Es handelt sich um ein 1835 erbautes Haus, das bis ca. 1852 zur Unterbringung von Sklaven genutzt wurde. Der obere Teil des Hauses diente den Sklavenhändlern als Wohnraum. Durch eine Luke im Wohnzimmer hatten sie Zugang zum lediglich 1,5m hohen Keller, in dem 100 und mehr Menschen auf engstem Raum zusammengepfercht wurden. Aufgrund der niedrigen Decke war es den Gefangenen nicht möglich, sich aufzurichten. So mussten sie die Zeit bis zur Ankunft der amerikanischen Schiffe - zwischen zwei Wochen und einem Monat - zusammengekauert verbringen. Bevor die Sklaven auf die Schiffe gebracht wurden, mussten sie ein Reinigungsritual durchlaufen. Dieses sollte sie von ihrer Vergangenheit „befreien“ und die Verbindung zu ihren Gottheiten trennen.
Bis auf kleine Renovierungsarbeiten ist das Haus in seinem ursprünglichen Zustand belassen worden. So sind z.B. der Fußboden und die Möbel noch die gleichen wie damals. Während der Führung sind wir selbst durch die Luke im Wohnzimmer in den Keller gestiegen. Für mich war es ein sehr bedrückendes Gefühl, als ich selber im Dunkeln, unter dieser niedrigen Decke, in gehockter Position gekauert habe. Ich war äußerst froh, als ich nach wenigen Minuten wieder ans Tageslicht und an die frische Luft zurückkehren konnte!

Die Veranda des „Maison des esclaves“: auf der linken Seite die Wohnräume, darunter der Keller.
Die Sklaven wurden durch kleine Schächte (-> blauer Pfeil) in die Kellerräume getrieben.
Danach ging es weiter zum Lac Togo. Mit einem „pirogue“ (= Kanu) sind wir über den See nach Togoville gefahren. Dieses Verkehrsmittel ist recht beliebt, weil es den weiten Weg um den See herum erspart. Daher sind auch 2 Togolesen mit ihrem moto auf dem Boot gewesen.

Am Ufer des Lac Togo (auf der Togoville-Seite angekommen)
Der kleine Ort hat große historische Bedeutung, insbesondere wenn man auf die deutsch-togoische Geschichte schaut: Im Jahr 1884 wurde Gustav Nachtigall von Reichskanzler Bismarck zum Reichskommissar ernannt und nach Westafrika entsandt. In Togoville ließ er den ortsansäßigen König Mlapa III. am 5. Juli des gleichen Jahres einen Vertrag zur deutschen „Schutzherrschaft“ unterschreiben. Damit wurde Togo zu einer deutschen Kolonie.
Das Dorf Togoville haben wir gemeinsam mit einem Stadtführer besichtigt. Unsere Tour begann an der „Cathédrale Notre-Dame du Lac Togo“. Die Kirche wurde 1910 von den Deutschen erbaut, weshalb bspw. die Beschriftung auf den Kreuzweg-Tafeln auf deutsch ist. Des weiteren zieren bunte Gemälde von afrikanischen Heiligen die Wände der Kirche. In Form eines „Bands“, das sich rundherum über alle vier Wände erstreckt, zeigt ein riesiges Gemälde die gesamte Geschichte Jesu (von seiner Geburt bis Christi-Himmelfahrt). Im Jahr 1985 besuchte Papst Johannes Paul II. während seiner Afrika-Reise Togoville und feierte vor der Kirche, unter freiem Himmel, eine Messe.

Blick auf die „Cathédrale Notre-Dame du Lac Togo“

Tribüne, die für die Messe von Papst Johannes Paul II. gebaut wurde
Anschließend sind wir durch das Dorf gegangen und haben u.a. ein Denkmal zur deutsch-togoischen Freundschaft besichtigt. Es wurde 1984 erbaut, 100 Jahre nach der Unterzeichnung des Vertrags zur deutschen Schutzherrschaft, um an dieses Ereignis zu erinnern. Das Denkmal zeigt zwei Frauen - eine aus Togo, eine aus Deutschland - die sich die Hand geben.


(Leider war bei unserem Besuch eine Absperrung um das Denkmal errichtet…)
In Togoville spielt der Voodoo-Kult eine große Rolle. Es gibt mehrere Opferstätten, bei denen sich die Menschen durch Rituale bspw. für die Geburt eines Kindes oder die Heilung einer Krankheit bedanken. Ein beeindruckendes Beispiel sind die sog. „Zwillingsbäume“, die von den Einheimischen als heilig verehrt werden. Beide Bäume sind mit einem weißen Tuch umwickelt, um diesen heiligen Ort zu markieren. Während der eine Baum für das „Männliche“ steht, symbolisiert der andere das „Weibliche“. Wenn Zwillinge geboren werden, findet dort am 8. Tag nach der Geburt eine Zeremonie statt. Was sehr besonders ist: In der Krone des „weiblichen“ Baums befinden sich zahlreiche Vogelnester. Beim „männlichen“ Baum ist kein einziges zu entdecken.

Ein Voodoo-Opferstein

Die Zwillingsbäume
Nach der Stadtführung sind wir wieder mit einem „pirogue“ zurückgefahren.

weitere Eindrücke von Togoville:

Bei unserem Rundgang durch den Ort



Unser letztes Ziel für diesen Tag war eine Strand-Bar. Im Schatten eines Schilf-Daches haben wir uns ein wenig ausgeruht und zu Mittag gegessen. Es gab gari (wird aus Maniok hergestellt) mit einer scharfen Tomatensoße und Zwiebeln - sehr lecker! Im Anschluss ist ein Teil unserer Gruppe im Meer baden gegangen. Nach diesem anstrengenden und heißen Tag war das eine absolute Wohltat und der perfekte Abschluss!

Blick auf das Meer von unserem gemütlichen Plätzchen aus
Quellen:
geführte Besichtigung des „Maison des esclaves“
geführte Tour durch Togoville
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