Benin-Reise mit Voodoo-Festival (08. - 12.01.25)
- leaintogo
- 18. Mai
- 8 Min. Lesezeit
Anfang Januar habe ich anlässlich des Voodoo-Festivals (findet jedes Jahr am 10. Januar statt) meine erste Reise unternommen, die mich in das Nachbarland Benin führte. Das Land, dessen Landessprache ebenfalls Französisch ist, ist von Lomé aus in ca. 1,5h mit dem Auto zu erreichen. Kleiner Fun-Fact: Auch wenn sich Togo und Benin in vielen Dingen sehr ähnlich sind, gibt es einen großen Unterschied: die Uhrzeit (in Benin: +1h).
Während meiner kurzen Zeit in Benin habe ich viele schöne Momente, Abenteuer und so einige Überraschungen erlebt - aber lest selbst…
08.01.25 - Fahrt nach Grand Popo
An diesem Morgen ging es für unsere 9-köpfige Reisegruppe mit Taxis gen Osten. An der Grenze mussten wir unsere e-Visa (die wir zuvor recht einfach online beantragen konnten) sowie unsere Carte de Séjour (= unsere Aufenthaltsberechtigung für Togo) vorzeigen, dann haben wir im Reisepass die nötigen Stempel bekommen, um aus Togo aus- und nach Benin einreisen zu dürfen.
Nach einer ca. 20minütigen Fahrt kamen wir dann am Hotel an und haben uns an der Rezeption nach unserer Reservierung erkundigt.

Trotz der Bestätigung über Airbnb, die wir den Mitarbeitern vorzeigen konnten, mussten wir uns leider damit abfinden, dass keins der zwei gebuchten Zimmer frei war (Doppelbuchung). Aus diesem Grund wurden wir in einem Schwester-Hotel untergebracht, welches sich nach der anfänglichen Enttäuschung als gar keine so schlechte Alternative entpuppt hat: ein unfassbar bequemes Bett in einem Zimmer mit Klimaanlage und Ventilator sowie ein Bad mit toller Dusche (und richtig gutem Wasserdruck).

Den restlichen Nachmittag haben wir am Meer verbracht, was sehr schön war, denn die Strände hier in Grand Popo sind nahezu ohne Müll und man kann wunderbar baden!

Zum Abendessen gab es Fufu mit Sauce d‘arachide - allerdings bin ich der Ansicht, dass unser selbstgemachtes Fufu immer noch am besten schmeckt!
09.01.25 - Fahrt nach Ouidah
Während sich der Großteil der Gruppe Baguette (dieses gibt es hier in Benin nämlich viel zahlreicher als bei uns in Togo) zum Frühstück gekauft hat, haben Celina und ich eine leckere Portion Reis mit Tomatensoße gegessen. Zum Nachtisch haben wir uns eine Mango und eine Papaya geteilt - jeweils frisch in Stücke geschnitten.

Anschließend sind wir nach Ouidah gefahren, wo wir nach einer 1-stündigen Fahrt den Vermieter unserer Unterkunft getroffen haben. Unserer Info nach sollte sich diese „2km hinter dem Rathaus“ befinden. Auf dem Weg zu unserer Schlafstätte für die nächsten zwei Nächte kamen uns aber erste Bedenken. Wir sind knapp 20min gefahren und waren bereits nach kurzer Zeit nur noch auf äußerst sandigen Wegen unterwegs. Ab und zu gab es ein einzelnes Haus am Wegesrand, vor allem aber jede Menge Natur - der Innbegriff von „JWD“ (Janz weit draußen).

Als wir ankamen und zu unserer Unterkunft geführt wurden, fing ich ernsthaft an zu zweifeln: unser Innenhof war ein riesiger Sandplatz in der prallen Sonne, an dessen anderen Ende sich die Zimmer befanden. Aus einem uns nicht bekannten Grund gab es für uns neun Freiwillige plötzlich nur noch vier Zimmer, die wirklich nur mit dem Allernötigsten ausgestattet waren: Ein schmales Doppelbett, ein Bad (die Dusche bestehend aus einem Wasserhahn und einem Eimer) und von der Klimaanlage konnten wir nur träumen.


Da es im näheren Umkreis nichts gab - nicht mal eine Möglichkeit Essen zu kaufen - sind wir für den restlichen Nachmittag zurück in die Stadt gefahren.

Dort haben wir uns mit kalten Getränken und einem kleinen Snack gestärkt, bevor wir ein wenig durch die Stadt gebummelt sind. Nach dem Abendessen bestand die Kunst darin, wieder nach Hause zu kommen. Nach etwas Suchen und viel Verhandeln konnten wir zurück fahren. Da „dort draußen“ keine moto-Fahrer unterwegs sind, haben wir von einem der Fahrer die Handynummer bekommen (das war vor allem für den kommenden Tag sehr gut, denn sonst wären wir nur mit einem recht langen Fußmarsch in die Stadt gekommen). Allerdings nicht ohne uns zu fragen, warum wir denn nicht in Oudiah untergebracht seien sondern so weit draußen - tja, eine sehr gute Frage, die wir uns auch schon gestellt haben.
10.01.25 - Voodoo-Festival
Morgens sind wir früh in die Stadt gefahren, wo an verschiedenen Orten Voodoo-Zeremonien stattfanden. Es gab unterschiedliche Aufführungen, darunter traditionelle Tänze und Trommelgruppen. @Celina: Danke nochmal für deine ausführlichen Erläuterungen dazu und dass ich die Fotos hier nun zusammen mit einer Erklärung teilen kann!😘

Unter anderem haben wir einer Zangbeto-Zeremonie beigewohnt. Begleitet von Trommeln tanzen die Zangbetos, die ein bisschen wie bunte Heuhaufen aussehen, über den Platz und drehen sich dabei um die eigene Achse. Im Voodoo-Glauben sind die Zangbetos Fetische, die von Geistern besessen sind, und sich als Wächter der Nacht um die Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung kümmern. Durch das Vertreiben böser Geister sorgen sie zudem für die Sicherheit der Dorfgemeinschaft.

Darüber hinaus hatten wir auch die Gelegenheit, bei einem Egungun-Maskentanz dabei zu sein. Bei diesem Tanz sollen die Ahnen geehrt und die Wiederkehr ihrer Geister dargestellt werden. Die Kostüme fand ich sehr beeindruckend! Sie können eine bestimmte Person oder eine Gruppe von Vorfahren repräsentieren. Es gibt sowohl gute Geister (tanzen friedlich zur Trommel-Begleitung) als auch böse (brechen auch mal aus und jagen das Publikum).


Während dem Vormittag und Mittag haben wir uns eher im Zentrum von Ouidah aufgehalten. Nach dem Mittagessen und einer kurzen Mittagspause im Schatten sind wir dann zu einem weiteren Ort des Geschehens, ein bisschen außerhalb der Stadt, gefahren.

Wir waren eine recht große Gruppe, weshalb es nicht einfach war, genügend motos zu finden. Aus diesem Grund haben wir nicht nur „gedoppelt“ (zu zweit + Fahrer), sondern saßen zu dritt + Fahrer auf dem moto.

Celina und ich hatten an diesem Tag noch eine Begegnung der besonderen Art - ich habe nämlich einen Einrad fahrenden Straßenkünstler entdeckt! Zuerst haben wir seiner wirklich beeindruckenden Straßenshow beigewohnt, dann sind wir kurz ins Gespräch gekommen und später durfte ich mich auch auf den Sattel schwingen und meinerseits ein paar Kunststücke zeigen. Das hat für allgemeine Begeisterung gesorgt und zum Abschied haben wir den Künstler, dessen Kleidung die Flagge Benins widerspiegelt, auf eine Kokosnuss eingeladen.


Als wir uns auf den Weg zum Strand gemacht haben, wo das Festival abends seinen Höhepunkt finden sollte, mussten wir das letzte Stück schließlich laufen, da selbst die motos bei dem immer weiter wachsenden Stau nicht mehr durchkamen.


Wir haben uns einen Platz in Meeresnähe gesucht und auf einmal stand ein verkleideter Mensch neben uns, der unbedingt Fotos mit uns machen wollte.

Die anderen Besucher in unserer Nähe haben das mitbekommen und es fing ein regelrechter Fotomarathon an, dem wir nur mit Müh’ und Not entfliehen konnten. Bei weiterem Umherschlendern sind wir noch auf einen kleinen Kunstmarkt gestoßen, auf dem es zum Beispiel auch ganz viele verschiedene pagne-Ohrringe gab.
Als es langsam Abend wurde, haben wir uns an einem der zahlreichen Essensstände Abendessen gekauft (für mich gab es Alloco (= frittierte Kochbananen)).

Je später es wurde, desto voller wurde es am Strand, denn auf einer großen Bühne sollten zu späterer Stunde unterschiedliche Aufführungen stattfinden (z.B. beninisches Ballett, Zeremonien, etc.).

Die Heimfahrt war dann wirklich seeeehr stressig! Ihr müsst euch die Situation wie folgt vorstellen: Es ist dunkel, ich bin unfassbar müde und überall sind Menschen, die zum Strand wollen oder von dort kommen. Da ich mir keine SIM-Karte für Benin gekauft habe, bin ich auf die anderen angewiesen, die bereits mit einer Handvoll moto-Fahrern verhandeln. Von allen Seiten rufen mir Fahrer ein „Faut monter!“ (= Steig auf!“) zu und halten mich teilweise am Arm oder Handgelenk fest. Jeder behauptet zu wissen, wo ich hinmöchte (= zu den Fahrern zu gehören, denen gezeigt wurde, wo sich das Ziel unserer Gruppe befindet). Einfach nur Chaos! Selbst als ich bereits mit einer anderen Freiwilligen auf dem moto sitze, wird noch versucht uns „abzuwerben“.
In der Hektik, den anderen motos zu folgen und sie ja nicht zu verlieren, ist unser Fahrer ziemlich überstürzt losgefahren. Auch die folgende Fahrt habe ich als sehr unangenehm empfunden, da wir ziemlich schnell gefahren sind - insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass wir im Dunkeln auf schmalen und äußerst sandigen Wegen unterwegs waren. Mehrfach sind wir weggerutscht und ich war unfassbar erleichtert, als wir nach einer gefühlten Ewigkeit endlich angekommen sind. Als die Fahrer bemerkt haben, wie abgelegen unser Ziel ist, haben sie plötzlich den doppelten Preis verlangt. Nach sehr hitzigen Diskussionen konnten wir uns auf eine geringe Erhöhung der Bezahlung einigen und endlich zu unseren Zimmern gehen.
11.01.25 - Rückfahrt nach Grand Popo
Heute hat sich unsere große Reisegruppe aufgesplittet. Während ein Teil weiter nach Cotonou gefahren ist, ist ein anderer noch eine Nacht in Ouidah geblieben. Für Ida und mich ging es hingegen schon mal ein bisschen in Richtung Zuhause, da wir noch mal eine Nacht in Grand Popo verbringen wollten.
Unsere größte Schwierigkeit bestand darin, mit dem ganzen Gepäck in die Stadt zu fahren, um dort ein Taxi für die Weiterfahrt nach Cotonou bzw. Grand Popo zu finden. Dankenswerter Weise hat sich der Nachbar bereit erklärt, je zwei Personen inkl. Gepäck!! auf seinem moto zu transportieren.

Ein Auto nach Grand Popo war schnell gefunden und nach etwas mehr als 1h waren wir auch schon da. Wir sind im gleichen Hotel wie vor ein paar Tagen untergekommen und haben nach unserer Ankunft erst mal an der Straße zu Mittag gegessen. Danach bin ich zum Strand gegangen, während Ida sich auf die Suche nach Mangos und pâte fürs Abendessen gemacht hat. Wenig später haben wir - beim Sonnenuntergang am Strand sitzend - je eine Mango gegessen. Mhhhhhmmmm, so lecker und dann auch noch diese friedliche Atmosphäre! Das war ein wunderbarer Abend und ein schöner Ausklang unserer Reise, nachdem die letzten Tage so aufregend und anstrengend waren.

12.01.25 - Heimfahrt nach Lomé
Bevor wir heute zurückgefahren sind, hat es mich noch mal an den Strand gezogen. Nach einem morgendlichen Bad haben Ida und ich gefrühstückt - in Form einer Mango am Strand. Anschließend haben wir unsere Sachen gepackt und uns auf den Heimweg gemacht. Nach der Grenze waren wir auf der Suche nach einem neuen Taxi und nicht zum ersten Mal wollte jeder unser Fahrer sein. Teilweise hat man wirklich schauen müssen, dass einem der Rucksack nicht aus der Hand gerissen wird und plötzlich in irgendeinem Kofferraum landet!
Als wir dann in Lomé ankamen, war es ein sehr schönes Gefühl, wieder nach Hause zu kommen. Ich habe gemerkt wie angenehm es ist, sich wieder auszukennen (wo ist was, was ist ein fairer Preis für die Strecke, etc.) und wie erleichtert ich war, wieder in meine eigenen vier Wände zurückkehren zu können.
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