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Ein Kurzurlaub in Kpalimé (16. - 19.03.25)

16.03.25 - Fahrt nach Kpalimé

Seit meiner Ankunft vor über einem halben Jahr höre ich immer wieder, wie schön Kpalimé sei. Und heute war es endlich soweit: Celina und ich sind morgens mit einem Sammeltaxi in die ca. 1,5h entfernte Stadt, 100km nordwestlich von Lomé gefahren. Nachdem wir 1h im Taxi sitzend gewartet hatten (bis das Auto voll ist - vorher fährt das Taxi nämlich nicht los) ging die etwas „kuschlige“ Fahrt - eine der Nebenwirkungen, wenn man hinten zu viert sitzt - endlich los.

Während der Autofahrt nach Kpalimé - im Hintergrund: der höchste Berg Togos (Mont Agou, ca. 986m)
Während der Autofahrt nach Kpalimé - im Hintergrund: der höchste Berg Togos (Mont Agou, ca. 986m)

Für die drei Nächte sind wir im Gästezimmer bei einer Gruppe deutscher Freiwilliger untergekommen. Sie haben ihr „eigenes kleines Reich“, in dem Celina und ich uns sehr wohl gefühlt haben. Jeder der 7 Freiwilligen hat ein eigenes Zimmer und im Innenhof gibt es eine gemütliche Sitzecke inkl. Hängematte. Zum Mittagessen sind wir ins Centre (ein Waisenheim) auf der anderen Straßenseite gegangen, welches sich um die Freiwilligen kümmert und für sie mitkocht. Dabei sind wir direkt in den Geschmack des köstlichen Essens gekommen, heute in Form von Fufu mit sauce d‘arachide (welche neben viel Gemüse auch Sodja enthielt).


Nach dem Essen haben wir uns einer Gruppe angeschlossen, die den Nachmittag auf der Spitze des Mont Klotos verbringen wollte. Da es in Lomé keine Berge gibt und alles eher flach ist, war es für mich ziemlich ungewohnt (aber sehr schön, weil ich es von zu Hause in Deutschland auch kenne), dass eine Bergkette am Horizont zu erkennen ist, egal wo in Kpalimé man gerade unterwegs ist. Darüber hinaus unterscheidet sich Kpalimé auch klimatisch ein wenig von Lomé: es regnet öfter, sodass hier eindeutig mehr „Grün“ anzutreffen ist. Zudem ist es etwas kühler als in der Hauptstadt Togos - was sehr angenehm ist, da sich Lomé tagsüber momentan wie ein Backofen anfühlt.

Bereits die moto Fahrt war atemberaubend schön! Während wir der serpentinenartigen Straße den Berg hoch gefolgt sind, hatte man eine tolle Aussicht auf die Stadt Kpalimé sowie die umliegende Natur. Oben angekommen, haben wir uns auf mitgebrachten Decken bzw. Bänke gesetzt und die Aussicht genossen. Später habe ich mit einer kleinen Gruppe einen Spaziergang gemacht, wodurch wir auch das Panorama auf der anderen Seite des Gipfels bewundern konnten.

Die wunderbare Aussicht auf dem Mont Kloto
Die wunderbare Aussicht auf dem Mont Kloto
Eine kleine Entdeckung bei unserem Spaziergang
Eine kleine Entdeckung bei unserem Spaziergang
Kunst gab es dort oben jede Menge 🤩
Kunst gab es dort oben jede Menge 🤩

Als es plötzlich sehr windig wurde, sich die Wolken immer weiter verdunkelt haben und schließlich die ersten Blitze am Himmel zu sehen waren, haben wir uns wieder auf den Heimweg gemacht. Wir hatten Glück, denn der Regen ist heute ausgeblieben. Also konnten wir das faszinierende Spektakel der über den Himmel zuckenden Blitze bestaunen, ohne dass wir nass geworden sind.




17.03.25 - Die Cascade de Yikpa

Heute stand ein Tagesausflug zu einem der größten Wasserfälle Westafrikas (zwischen 80m und 100m - je nach Internetquelle… ) auf dem Programm, welcher sich nördlich von Kpalimé an der Grenze zu Ghana befindet. Das Besondere an der Cascade de Yikpa ist zudem, dass es eigentlich sogar zwei Wasserfälle sind. Der obere Teil (bei dem wir heute waren) gehört zu Togo, während der untere Teil Ghana zugeordnet wird. Getrennt werden die beiden durch einen kleinen See (in dem wir baden waren), dessen Wasser in kleinen Bächen zur Kante des zweiten Wasserfalls fließt.

Mit einem gemieteten Auto ging es für uns (Celina, einen Freiwilligen aus Kpalimé, seinen Besuch aus Deutschland und mich) gemeinsam mit einem togoischen Bekannten zeitig morgens los. Auf dem Weg zur Cascade sind wir durch einige kleine Dörfer gekommen (die Panoramastrecke) und konnten abermals die wunderschöne Landschaft auf uns wirken lassen. Nach etwa 1,5h Fahrt ging es für uns zu Fuß weiter. Bei einem Stopp an einer kleinen Hütte haben wir umgerechnet 3€ Eintritt gezahlt. Anschließend führte der Weg größtenteils bergab, vorbei an schulterhohem Gras und durch den tropischen Regenwald. Bevor wir den letzten Teil unserer Wanderung, den steilen Abstieg runter zum Wasserfall, in Angriff genommen haben, hatten wir ein wirklich beeindruckendes 360°-Panorama vor uns. Dieses musste selbstverständlich ausführlich bewundert und auf zahlreichen Fotos festgehalten werden, bevor es weitergehen konnte!

Der wunderschöne Blick auf die Umgebung😍; l.u. der Weg, den wir gekommen sind
Der wunderschöne Blick auf die Umgebung😍; l.u. der Weg, den wir gekommen sind
r.: steiler Weg runter zum Wasserfall
r.: steiler Weg runter zum Wasserfall

Als wir nach einem etwa 1,5 stündigen Fußmarsch am Wasserfall ankamen, erwartete uns ein Anblick, der sich lediglich mit dem Wort „magisch“ beschreiben lässt. Es ist schwer, das nun in Worten wiederzugeben, man muss es einfach selbst gesehen haben… (Das gilt auch für die Aussicht, die wir kurz zuvor oben auf dem Berg hatten.)

u.r.: Blick von oben auf den zweiten Wasserfall (zu Ghana gehörend); sonst: erster Teil der Cascade de Yikpa
u.r.: Blick von oben auf den zweiten Wasserfall (zu Ghana gehörend); sonst: erster Teil der Cascade de Yikpa

Nach einer Stärkung mit Ayimolu (= Reis mit Bohnen) und sagenhaft leckerem Obst (Ananas und Mango) haben wir uns im eiskalten Wasser erfrischt. Es war ein ziemlich cooles Gefühl, unter dem Wasserfall zu stehen und das Wasser aus großer Höhe auf sich herunterprasseln zu lassen. Anschließend folgten ein paar Runden Karten, danach haben wir uns auf den Rückweg gemacht. Nachdem am Wasserfall ein kühles und äußerst erfrischendes Mikroklima geherrscht hatte, war der Aufstieg leider wieder ziemlich schweißtreibend.

Unser Tour-Guide hat angeboten, dass wir noch zur Quelle des Wasserfalls gehen können - was er allerdings selbst noch nie ausprobiert hat. Getreu dem Motto „No risk, no fun“ sind wir ihm also querfeldein durchs Gebüsch gefolgt. Was anfangs noch recht harmlos wirkte, hat sich innerhalb kurzer Zeit als recht abenteuerliches Unterfangen herausgestellt (sobald die Steigung dazukam). Dank des trockenen Laubs, der losen Steine und der toten Äste hat man auf dem staubigen Boden kaum Halt gefunden. So endete der zunehmend anspruchsvolle Abstieg in einer Rutsch-/Kletterpartie, als wir die letzten Höhenmeter zum Bachlauf hinter uns gebracht haben. An der Quelle waren wir zwar nicht, dafür kamen wir wenige Meter von der Kante des Wasserfalls entfernt raus. Nachdem wir uns entlang des Bachbetts einen Weg über umgefallene Bäume und Felsbrocken gesucht hatten, konnten wir den Wasserfall hinunterschauen - huch, ganz schön hoch!

l.: Abendstimmung (an der gleichen Stelle wie einige Stunden zuvor; dieses Mal nach dem Aufstieg); r.: an der Kante
l.: Abendstimmung (an der gleichen Stelle wie einige Stunden zuvor; dieses Mal nach dem Aufstieg); r.: an der Kante

Wir haben uns ein wenig ausgeruht und den Anblick genossen, dann haben wir uns endgültig auf den Heimweg gemacht. Das Hochklettern war zwar etwas leichter, trotzdem waren wir alle froh, als wir oben angekommen und wieder auf dem richtigen Weg waren. Gerade als die Sonne unterging und es dunkel wurde, haben wir das Auto erreicht, wo unser Taxifahrer auf uns gewartet hatte. Wieder zurück im Centre gab es noch einen Rest Yams-Fritten, die unfassbar lecker waren!




18.03.25 - Entspannen und Stadtbummel

Nach dem anstrengenden und aufregenden Ausflug gestern haben Celina und ich es heute etwas ruhiger angehen lassen: Zwischen Frühstück und Mittagessen machten wir es uns in der Sitzecke bequem, jede in ihr Buch vertieft. Nach dem Mittagessen, welches aus pâte rouge (in Tomatensoße gekochtes pâte) mit Gemüse bestand, haben wir uns auf den Weg in die Stadt gemacht. Zuerst waren wir bei der Cathédrale de Saint-Esprit de Kpalimé, die 1913 erbaut wurde. Sie ist eine von drei Kirchen (neben denen in Lomé und Togoville), die während der deutschen Kolonialzeit (1884 - 1914) von deutschen Missionaren errichtet wurde.

Auf dem Weg zum Centre Artisanal haben wir uns einen frisch gepressten Orangen- bzw. Pampelmusensaft gekauft, eine sehr leckere und angenehme Erfrischung.

Im Centre Artisanal werden verschiedenste Kunstwerke zum Kauf angeboten: von Bildern über Keramik- und Holz- (Skulpturen, Geschirr, Möbel, Instrumente, …) bis hin zu pagne- sowie Batikarbeiten (Kleidung, Taschen, …). Soweit ich weiß, entsteht zumindest ein Teil davon in Kooperation mit der angegliederten Schule, dem collège d’enseignement artistique et artisanal. Ähnliche Orte gibt es auch in Lomé, bspw. das Village Artisanal oder den Marché Artisanal. Doch das Centre Artisanal ist um einiges größer und die Vielfältigkeit des Angebots sowie insbesondere die Holzschnitzereien haben mich sehr beeindruckt. Bisher hatte ich oft das Gefühl, dass meist sehr ähnliche Sachen verkauft werden (Armbänder und Ketten, Schlüsselanhänger, …). Hier gab es aber auch andere Dinge, die ich bisher noch nie gesehen habe.

Ich habe mich am Ende für diese Haarklammer entschieden🥰
Ich habe mich am Ende für diese Haarklammer entschieden🥰

Anschließend sind Celina und ich zum Château Viale (benannt nach seinem Erbauer Raymond Viale - ein in Togo lebender französischer Anwalt) gefahren. Dabei handelt es sich um ein 1940 im mittelalterlichen Stil erbautes „Schloss“, welches als Unterkunft für verschiedene afrikanische Minister und Präsidenten diente. Nach Renovierungsarbeiten im Jahr 1979 nutze es der ehemalige Präsident GNASSINGBE Eyadema als Arbeits- und Erholungsort, weshalb es 1979 bis 1982 auch unter dem Namen Château Présidentiel bekannt war. Von außen war das Schloss sehr hübsch und auch der dahinter liegende Wald hatte etwas Mystisches und Verwunschenes. Von innen macht es aber leider einen recht vernachlässigten Eindruck, z.B. waren die Wände mit Kritzeleien verunstaltet. Hinter dem kleinen „Schloss“ gab es ein einstöckiges Gebäude, welches bei den Renovierungsarbeiten nachträglich gebaut wurde. Dort reihten sich eine Handvoll Hotelzimmer aneinander. Auch bei diesem Gebäude waren die Spuren der Zeit erkennbar. Die Einrichtung war allerdings größtenteils noch vollständig erhalten, wodurch wir uns ein wenig wie in einer Geisterstadt gefühlt haben.

o.l.: das Château Viale von vorne; o.r.: eines der verlassenen Hotelzimmer; u.l.: kleines Fotoshooting
o.l.: das Château Viale von vorne; o.r.: eines der verlassenen Hotelzimmer; u.l.: kleines Fotoshooting



19.03.25 - Die Cascade de Kpimé und Heimfahrt

Zusammen mit den beiden Jungs, mit denen wir am Montag bei der Cascade de Yikpa waren, haben wir heute einen deutlich näher gelegenen Wasserfall besucht. Dieses Mal waren wir ohne Guide unterwegs und haben uns auf eigene Faust auf den Weg gemacht. Der untere Teil des Wasserfalls ist nur wenige Geh-Minuten vom „Eingang“ entfernt. 

Der „Eingang“ (besonders den Sonnenschirm finde ich überaus reizend…😂)
Der „Eingang“ (besonders den Sonnenschirm finde ich überaus reizend…😂)
l.: die Cascade de Kpimé; r.: Fußweg zum Wasserfall
l.: die Cascade de Kpimé; r.: Fußweg zum Wasserfall

Unser erstes Ziel des Tages war aber der obere Teil der Cascade. Wir sind daher der serpentinenartigen Straße gefolgt und haben die Augen nach Trampelpfaden offen gehalten, die als Abkürzung dienen. (Ein befreundeter Freiwilliger hatte sie uns auf einem googlemaps Screenshot markiert.) Da wir an dem ersten leider vorbeigelaufen sind, haben wir irgendwann beschlossen, einfach den Hang hochzuklettern und so ein wenig abzukürzen. Kaum gestartet haben wir uns auf einem sehr steilen Hang wiedergefunden, der ausschließlich getreu dem Motto „ab durch die Hecke“ zu erklimmen war. Als wir zerkratzt und dreckig an der Straße ankamen, hatten wir zwar einige Meter Fußweg gespart. Aber wahrscheinlich haben wir mindestens genauso lange gebraucht, wie wenn wir einfach der Straße gefolgt wären. Da wir nach diesem Abenteuer noch nicht genug hatten, haben wir unser Glück kurze Zeit später erneut probiert. Dieses Mal sah es am Ausgangspunkt wirklich nach einem Weg aus. Doch nachdem wir die Felsstufen erklommen hatten, mussten wir einen steilen Geröllhang hochklettern - eine ziemlich nervenaufreibende Angelegenheit, wenn ihr mich fragt. Aber wie sagt man so schön? Alle guten Dinge sind drei! Also haben wir uns nicht verunsichern lassen und sind wenig später einem Trampelpfad gefolgt, der tatsächlich bis zum Ende als Wanderweg bezeichnet werden konnte (ok, er war sogar in einer Wander-App eingezeichnet).

o.l.: erste „Abkürzung“ (die Straße war der Startpunkt unserer Kletterei); o.r.: zweite „Abkürzung“
o.l.: erste „Abkürzung“ (die Straße war der Startpunkt unserer Kletterei); o.r.: zweite „Abkürzung“

Nachdem wir nun den Großteil der Höhenmeter geschafft hatten, konnten wir uns zunehmend mit einer tollen Aussicht belohnen!🥰

Nun galt es, den Weg zum oberen Teil des Wasserfalls zu finden. Auf schmalen Trampelpfanden, die immer wieder an kleinen Lichtungen mit zwei oder drei Lehmhütten vorbeiführten, haben wir uns unserem Ziel langsam genähert (insg. haben wir 2h gebraucht). Es war toll, so viel Natur um sich zu haben! Und da wir ohne Guide unterwegs waren, war die Wanderung ein richtiges Abenteuer!

Doch nichts kommt an den Anblick der Cascade heran! Ich dachte, dass wir (wie am Montag) auf dem Weg zur Wasserfallkante wären. Aber eine Lichtung mit Wasserfall, mitten im Wald - damit hätte ich nicht gerechnet! Der Anblick war einfach zauberhaft!

Auch heute hatten wir streetfood dabei, dieses Mal sehr leckeres véyi (Bohnen mit Öl und gari). Nach einer Stärkung sind wir zur zweiten Ebene (s. Bild l.o. - ca. in der Mitte des Fotos) hochgeklettert und haben dort im wirklich eisigen Wasser gebadet. Nachdem wir uns ein wenig ausgeruht hatten, haben wir den Rückweg angetreten. Bei der Wahl der Trampelpfade („Links oder rechts?“) haben wir uns dieses Mal wohl etwas besser angestellt, denn der Rückweg war deutlich schneller. Außerdem haben wir beim Runterlaufen alle eingezeichneten Abkürzungen gefunden. So hatten wir noch genügend Zeit, um auch am unteren Teil des Wasserfalls eine Bade-Session einzulegen und unsere mitgebrachten Mangos zu genießen.

Dort haben wir noch eine Togoerin getroffen, die in Begleitung einer französischen Familie (zu Besuch in Togo) am Wasserfall war. Wie sich herausstellte, hat sie vor mehreren Jahrzehnten in Deutschland studiert - und zwar in Heidelberg!


Nach diesem schönen Ausflug hieß es für mich und Celina leider schon wieder Abschied nehmen - von Kpalimé und der wunderschönen Landschaft, dem frischen Obst (das größtenteils dort angebaut wird), der angenehmen Frische sowie von den anderen Freiwilligen und dem köstlichen Essen, das im Centre gekocht wird. Es war ein mega schöner Kurzurlaub und trotz der knappen Zeit haben wir sehr viel gesehen und erlebt.

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